Na also - es geht doch!
Erfolgreicher Streik bei TRW in Gellep-Stratum
Immer wieder sagen uns Kolleginnen und Kollegen in Gesprächen:
"Ich würd' ja mitmachen - aber das bringt ja doch nichts!" Diese
resignative Haltung ist auch durch die zahlreichen negativen
Erfahrungen zu erklären, die die Arbeiterklasse in den
Kämpfen gemacht hat, in denen die Gewerkschaftsführung,
Revisionisten, Pfaffen usw. sie in die Niederlage geführt haben.
Wenn jedoch nur jeder zweite von denen, die so argumentieren, etwas tun
würde, dann hätten wir den Kapitalismus schon längst
erledigt...TRW Automotive GmbH ist ein Autoteile-Hersteller in Krefeld und beschäftigte im April 454 Kolleginnen und Kollegen. Der Hauptsitz der "TRW Automotive Classics Systems" ist in Michigan (USA). In Deutschland hat die Firma insgesamt 19 Standorte mit 12.200 Beschäftigten. Der Konzern kauft sich auch in China und in Osteuropa ein - so hat er im August 2006 in der Slowakei die "Dana Emerson Actuator Systems (DEAS) gekauft.
Zwischen Betriebsrat und Werksleitung schwelte schon lange ein Konflikt, denn die Kapitalisten kümmerten sich immer weniger um den bestehenden Haustarifsvertrag und wich zur Profitmaximierung immermehr auf Leiharbeiter aus. Außerdem behauptete sie, der Personalstand des Betriebes sei zu hoch und der Krankenstand auch. Auf die Idee, einen Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und dem Krankenstand zu suchen, kam die Betriebsleitung natürlich nicht. Alles nur Drückeberger...
Und wen kann man dann am gefahrlosesten auf die Straße schmeißen? Die Dauerkranken (das sindhier solche, die seitmehr als sechs Wochen eine Arbeitsunfähigkeit bestätigt bekommen haben!), weg mit denen! Und raus mit fünf Schwerbehinderten!
Gleichzeitig beantragte die Werksleitung dann auch noch kurzfristig Mehrarbeit... Um die Mehrarbeit durchzukriegen, behauptete sie sogar, die beabsichtigten Kündigungen seien "auf Eis" gelegt und noch sei eine ausgesprochen - fnur fünf Minuten später jedoch lag dem Betriebsrat ein Fax vor, in dem der Chef eigenhändig eine Kündigung unterschrieben hatte.
Der Betrug mit der Mehrarbeit und die Kündigung dieser zehn Kollegen brachte in der Belegschaft das Faß endgültig zum Überlaufen. Sie nahm die Sache selbst in die Hand. IG-Metall-Bevollmächtigter PeterBehr war überrascht (!!): "So etwas habe ich noch nicht erlebt." Und die Westdeutsche Zeitung bezeichnete das, was dann ablief, als eine "in der heutigen Zeit ungewöhnliche Solidaritätsaktion".
Die gesamte Belegschaft versammelte sich jeweils in den drei Schichten und stand acht Stunden lang auf dem Werksparkplatz und ließ die Arbeit ruhen. Am Sonntagabend um 22 Uhr war die Nachtschicht vollzähtlig auf dem Parkplatz erschienen und blieb auch da. Die beiden folgenden Schichten machten es genau so. Die Leiharbeiter einer Zeitarbeitsfirme wurden nach Hause geschickt - und sie ließen sich schicken.
Nach nur 24 Stunden war der Kampf erfolgreich beendet. Alle zehn Kündigungen waren vom Tisch.Außerdem wurde erreicht, daß zwei Betriebsratsmitglieder bis zur nächsten Wahl freigestellt bleiben und daß keiner der Beschäftigten wegen des Arbeitskampfes gemaßregelt wird. Ein bißchen Gesichtswahrung für die Werksleitung: die Kollegen bekommen die ausgefallene Arbeitszeit nicht bezahlt, können aber hierfür ihr Arbeitszeitkonto heranziehen.