Dem Gegner darf man gar nichts schenken - auch nicht die Sprache!

Ob die Faschisten im 2. Weltkrieg nach einer verlorenen Panzerschlacht nicht etwa von einem Rückzug sprachen, sondern von einer "Frontbegradigung", oder ob die Unternehmerverbände mitsamt ihren Parteien nicht etwa von Sozialdemontage sprechen, sondern von "Konsolidierung der Sozialfinanzen". Es war zwar deutsch, doch kein Klartext; das beweist, dass Sprache durchaus klassengebunden eingesetzt wird. Die klassengebundene Kapitalistensprache sieht dabei dem zum Verzweifeln ähnlich, was im Klartext  LÜGE  heißt!
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) führte ihre Mitgliederversammlung durch, lobte die Regierung und sich selbst, tadelte die Gewerkschaften, verbog Logik und Sprache.
Einige Kostproben:
"Verringerung bürokratischer Hemmnisse" - Klartext: Abbau von Schutzrechten für Jugendliche und Schwerbehinderte usw
"Mehr Leistungsgerechtigkeit der Steuerpolitik" - Klartext: Schwerverdiener bezahlen weniger Steuern und sollen noch weniger bezahlen
"Spürbare Ertragsverbesserungen" - Klartext: Noch niemals waren die Profite so hoch wie heute
"Markwirtschaftliche Beschäftigungspolitik" - Klartext: Es herrscht Massenarbeitslosigkeit, und das soll auch so bleiben, weil dann die arbeitenden Menschen besser gegeneinander ausgespielt werden können.
Ein wichtiger Punkt in dieser (schon fast Gauner-) Sprache: flexible, variable, differenzierte, individualisierte Arbeitszeit in den Betrieben. Schiebt man diesen Sprach-Schnickschnack beiseite, wird die Sache klar: Die Unternehmer wollen die Arbeitskraft noch besser verwertbar machen, den Menschen mehr an den vom Profitdenken bestimmten Betriebsablauf  binden, mehr aus ihm herausholen, die Gewerkschaften draußen vor halten und aus kollektiv abgeschlossenen Tarifverträgen Konfetti machen.

Es ist Klassenkampf - nicht nur der Sprache. Dem Gegner darf man als Arbeiter nichts schenken - weder die Sprache noch die von der Arbeiterbewegung hart erkämpften sozialen Zugeständniss.

Noch ein paar "schöne" Beispiele für den Reichtum der deutschen Sprache an blumehaften Ausdrücken und den Einfallsreichtum der Kapitalisten, wenn es darum geht, uns etwas Negatives als etwas Positives aufzuschwatzen:
"Personen-Neutralisierung" = Ermordung politischer Gegner
"Hauseindringungsvorrichtung" = Einsatz eines Brandsprengsatzes
"Körperliche Befragungstechnik" = Folter
"Finaler Rettungsschuß" = Spiel mir das Lied vom Tod...
"Westliche Werte" = Kapitalistische Ausbeutung

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