Das Grundmuster der kapitalistischen Sozialpolitik
Wie Räuber ihre Opfer dankbar machen
Wenn eine Familie von einer dreiköpfigen Räuberbande überfallen wird und ein Bandenmitglied unter wilden Drohungen die Herausgabe des Familienschmucks, sämtlicher Wertpapiere und allen Bargeldes verlangt, danach das zweite Bandenmitglied beruhigend eingreift mit der Versicherung, man verzichte auf den Schmuck, aber die Wertpapiere und das Bargeld müßten sofort auf den Tisch, schließlich das dritte Bandenmitglied sich tröstend einschaltet mit dem Versprechen, die Familie könne auch die Wertpapiere behalten, sofern sie nur schnell das Bargeld herausrücke - dann wird sich die Familie voller Dankbarkeit, noch einmal vom Schlimmsten verschont geblieben zu sein, von ihrem Bargeld trennen.Nach diesem Muster macht die Regierung Sozialpolitik. Ähnlichkeiten in den Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft - Kapitalisten sind unverkennbar.
Ein Politiker droht, die Rentenanpassung erneut um ein halbes Jahr zu verschieben. Die erschreckten Rentner danken dem zuständigen Minister, daß er die termingerechte Erhöhung durchsetzt. Daß sie viel niedriger ausfällt, erscheint noch als kleineres Übel.
Wenn dann der erste Schreck über die schlimmen Drohungen und damit die Dankbarkeit für die nicht ganz so schlimmen Taten nachläßt, denkt irgendein Unionsabgeordneter (oder auch von einer anderen Partei) privat, aber lauthals darüber nach, (in den "freien" Medien), daß die sozialen Errungenschaften der "Wirtschaftswunderzeit" eigentlich allesamt nicht in unsere Krisenzeiten passen. Und schon erscheinen, im Vergleich zu solchen Untaten, die Kabinettsbeschlüsse wieder als Wohltaten.
Da ist die Empörung groß über die "Rente ab 67" und Widerstand regt sich (und wird von der Gewerkschaft in harmlose Bahnen kanalisiert) - prompt denkt ein CDU-Mißfälltmir öffentlich und laut über eine "Rente ab 70" nach. Was denn? Rente schon ab 67 - da haben wirja noch einmal Glück gehabt!
Dem Arbeiter wird mit Schlägen auf die rechte und auf die linke Wange gedroht, damit er wenigstens eine von beiden freiwillig hinhält und aus Dankbarkeit über den ausgebliebenen den ausgeteilten Schlag vergißt.