Korrespondenz:
Gedanken zum 1.Mai 2007
Internationaler Kampf-, Solidaritäts- und Einheitstag der Arbeiterklasse

Woher kommt der 1. Mai?

Am 1. Mai 1886 beginnt in den USA ein mehrtägiger Generalstreik für die Einführung des Achtstundentages. An ihm nehmen etwa 350.000 Arbeiter in den großen Industriezentren des Landes teil.
Die Kapitalisten verurteilten in Chicago mehrere Arbeiter, die sich am Streik beteiligt hatten, zum Tode und richteten vier von ihnen hin.
Vom 14. bis 20. Juli 1889 findet - mit tatkräftiger Hilfe von Friedrich Engels - ein internationaler Arbeiterkongreß in Paris statt. Hier beraten fast 500 Delegierte von sozialistischen Parteien, Gruppen und Arbeiterorganisationen aus allen europäischen Ländern, Argentinien, Rußland und den USA. Sie einigen sich darauf, ab 1890 jeden 1. Mai als internationalen Kampftag der Arbeiterklasse für den Achtstundentag durchzuführen. Und das in einer Situation, in der die Arbeiter in Deutschland täglich 11 Stunden an sechs Tagen (von Montag bis einschließlich Samstag) schuften müssen.
Für den Sechsstundentag und die Arbeitereinheit!
Heute heißt es dagegen am 1. Mai unbedingt für die gesetzliche Einführung des Sechsstundentages streiten (macht bei einer Fünftagewoche die 30 Stundenwoche mit vollem Lohn- und Personalausgleich). Denn nur mit einer  massiven Arbeitszeitverkürzung kann der Tendenz der kapitalistischen Wirtschaft (ein Heer von Arbeitslosen zu schaffen, die industrielle Reservearmee) entgegengewirkt werden, die schon Karl Marx in seinem Werk "Das Kapital" beschrieben hat:
Auf der einen Seite werden immer weniger Arbeiterinnen und Arbeiter für die Produktion gebraucht. Es gibt Rationalisierung, Entlassungen und die Arbeitslosigkeit steigt weiter an (so haben wir heute weit über 8 Millionen Arbeitslose in Deutschland). Während die noch im Betrieb verbleibenden Arbeiterinnen und Arbeiter immer länger arbeiten sollen (Rente mit 67, Wiedereinführung der 40-Stundenwoche etc.).
Karl Marx beschreibt das so:
"Die Überarbeit des beschäftigten Teils der Arbeiterklasse schwellt die Reihen ihrer Reserve, während umgekehrt der vermehrte Druck, den die letztere durch ihre Konkurrenz auf die erstere ausübt, die sie zur Überarbeit und Unterwerfung unter die Diktate des Kapitals zwingt. Die Verdammung eines Teils der Arbeiterklasse zu erzwungenem Müßiggang durch Überarbeit des anderen Teils und umgekehrt, wird Bereicherungsmittel des einzelnen Kapitalisten und beschleunigt zugleich die Produktion der industriellen Reservearmee auf einem dem Fortschritt der gesellschaftlichen Akkumulation entsprechenden Maßstab." (MEW 23, S. 665-666)

Deswegen brauchen wir das enge Kampfbündnis der gesamten Arbeiterklasse, egal ob wir als Arbeiter (noch) im Betrieb malochen oder (schon) als Arbeitslose registriert sind, besonders am 1. Mai. Weitere politische Forderungen, die der Arbeiterklasse in ihrer Gesamtheit zugute kommen, sind die Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde und nach 500 Euro Arbeitslosengeld II plus Übernahme der Mietkosten.

Nieder mit dem kapitalistischen Lohnsystem!

Doch auch wenn diese ökonomischen Forderungen der Arbeiterinnen und Arbeiter erkämpft werden können, so ist die Arbeiterklasse jedoch immer noch Opfer des kapitalistischen (Lohn-)Systems. Denn "wenn der Arbeitslohn fällt, so steigt der Profit; und wenn der Arbeitslohn steigt, so fällt der Profit." (MEW 16, S. 140) So drückt Karl Marx in seiner Schrift "Lohn, Preis und Profit" den unversöhnlichen Interessengegensatz von Kapitalist und Arbeiter aus.
Bereits vor 21 Jahren stellt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)  in einer Studie fest, daß in bestimmten Industriebereichen die Arbeiter in der Stunde ganze vier Minuten für ihren Lohn arbeiten müssen (einschließlich den sog. "Lohnnebenkosten", Sozialleistungen usw.) Den Rest malochen sie kostenlos für das Kapital. Ganze drei Jahre ihres Arbeitslebens schaffen die Arbeiter für sich, die restlichen Jahrzehnte (wenn möglich ca. 44 Jahre) gehören sie ihrem Ausbeuter- und diese restliche Zeit soll nun nach dem Wunsch der Kapitalisten verlängert werden. Die Gesellschaft wird zwar immer reicher, andererseits verarmen aber immer mehr Menschen.

1. Mai 1988 in Duisburg-Rheinhausen
Der Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter kann nur ein Ende gesetzt werden, wenn sie die Kapitalisten fortjagen und deren Staat zerschlagen, um ihren Staat - die Diktatur des Proletariats - zu errichten, um den Sozialismus aufbauen zu können. Daß dies möglich ist und die Arbeiterklasse erfolgreich sein kann, hat die internationale Arbeiterklasse gezeigt mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution unter Führung der Bolschewiki vor 90 Jahren in Rußland, dem sozialistischen Aufbau in der sozialistischen Sowjetunion unter W.I. Lenin und J.W. Stalin sowie in der Sozialistischen Volksrepublik Albanien unter Enver Hoxha.
Am 1. Mai müssen wir diese historischen Erfolge der Arbeiterklasse propagieren und für einen neuen Anlauf zum Sozialismus in der Arbeiterklasse und besonders in den DGB-Gewerkschaften werben. Denn: "Gewerkschaften tun gute Dienste als Sammelpunkte des Widerstands gegen die Gewalttaten des Kapitals. Sie verfehlen ihren Zweck zum Teil, sobald sie von ihrer Macht einen unsachgemäßen Gebrauch machen. Sie verfehlen ihren Zweck gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems zu führen, statt gleichzeitig zu versuchen, es zu ändern, statt ihre organisierten Kräfte zu gebrauchen als einen Hebel zur schließlichen Befreiung der Arbeiterklasse, d.h. zur endgültigen Abschaffung des Lohnsystems." (Karl Marx: Lohn, Preis und Profit. In: MEW 16, S. 152)

C.S.

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