Skandal Mannesmann-Prozess

von: Arbeit-Zukunft, herausgegeben von der Organisation für den Aufbau einer kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands
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6.12.06: Die skandalöse Einstellung des Mannesmann-Verfahrens gegen geringe Geldbußen hat nicht nur deutlich gezeigt, dass es in diesem Land eine Klassenjustiz gibt. Sie hat auch viele Fragen über den Zustand der Gewerkschaften aufgeworfen.

Unter den Beteiligten, die sich mit Strafzahlungen von einem Urteil frei kauften waren unter anderem Ex-IGM-Chef Klaus Zwickel mit 60.000 Euro und der Ex-Konzernbetriebsratschef Jürgen Ladberg mit 12.500 Euro.

Ausgesprochen übel stößt dabei das Verhalten des Ex-IGM-Vorsitzenden Zwickel auf, der zunächst immer seine Unschuld betont hatte. Er hatte so getan, als habe er mit dem Vorgang nichts zu tun. Inzwischen bekennt er sich frech und offen zu den Zahlungen von 57 Millionen Euro an ehemalige Mannesmann-Manager. Für ihn ist das völlig "normal". Dass er nun nicht verurteilt wurde, sah er als Sieg der Gerechtigkeit! Im jetzt zu Ende gegangenen Prozess behauptete Aufsichtsratschef Joachim Funk, diese horrenden Prämien seien ein "Stück Unternehmenskultur" und Zwickel unterstützte ihn, die Prämien seien berechtigt gewesen. Für ihn habe außer Frage gestanden, dass für außergewöhnliche Leistungen auch im nachhinein Prämien vereinbart werden könnten. Dies sei gängige Praxis bei Mannesmann gewesen. Und für die Aktionäre sei die Übernahme ja ein "einmaliges Geschäft" gewesen.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Der ehemalige Vorsitzende der IG Metall verteidigt millionenschwere Prämien für Manager als "Lohn" für "außergewöhnliche Leistungen"! Er verteidigt die "einmaligen Geschäfte" der Aktionäre!

Hat er vergessen, wer dafür bezahlen musste? Gewiss nicht! Die Arbeiter und Angestellten haben diese Millionen erwirtschaftet. Sie waren die Opfer der Übernahmeschlacht. Und der ehemalige IGM-Vorsitzende findet es völlig "normal", dass die Arbeitsplatzvernichter Kasse machen und für ihre Entlassungsorgien belohnt werden. Er zeigt deutlich, auf welcher Seite er steht: Auf der Seite des Kapitals!

Einer wie Zwickel gehört an die Spitze eines Kapitalistenverbandes, nicht in eine Gewerkschaft! Er ist selber durch seine zahlreichen Pöstchen zum Millionär geworden und hat das entsprechende Klassenbewusstsein. Das kann man ihm nicht verdenken. Denn als Marxisten wissen wir, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Wenn Zwickel Position für das Kapital ergreift, dann verteidigt er seine ureigensten Klasseninteressen. Denn Millionär wird man nicht durch eigene Arbeit, sondern durch Ausbeutung anderer oder dadurch dass man von der Ausbeutung anderer ein paar Brosamen für seine Dienste für das Kapital abbekommt.

Das Problem ist nicht Zwickel. Das Problem liegt in den Gewerkschaften! Kein Kapitalistenverband käme auf die verrückte Idee, einen einfachen Arbeiter zu seinem höchsten Repräsentanten zu machen. In den Gewerkschaften ist es mittlerweile selbstverständlich, dass die Spitzen dicke Managergehälter wie in Unternehmerverbänden erhalten und so zu Millionären werden, ihr Geld in Aktien anlegen, Vermögen anhäufen. Es darf einen dann nicht wundern, wenn das Bewusstsein solcher Herrschaften entsprechend aussieht. Millionäre gehören nicht an die Spitze von Gewerkschaften, sondern sollten in Unternehmerverbände eintreten. Und wer nur für ein Managergehalt arbeiten will, der gehört ebenfalls nicht in eine Gewerkschaft.

Der Fall des Ex-Betriebsratschef Volkert von VW, der neben seinem Gehalt Sonderbonuszahlungen in Höhe von rund 2 Millionen Euro erhalten hat, zeigt mehr als deutlich, die Konsequenzen einer "Manager-Gewerkschaft", die sich immer enger an das Kapital bindet und damit auch Tür und Tor für Korruption und jede Art von Schachereien öffnet. Wer für das Kapital Verständnis hat, wer mit ihm "Bündnisse" schmieden will, wer die Kollegen mit wortradikalem Gebrülle und ständigen faulen Kompromissen abspeisen will, der schafft den geistigen Boden, auf dem solche Zustände gedeihen können.

In den Gewerkschaften darf nun nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden, als ob nichts geschehen wäre. Diese Vorfälle müssen klare und durchschaubare Konsequenzen haben.

Als erstes müssen Leute wie Zwickel, Ladberg und Volkert endlich wegen ihres gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens ausgeschlossen werden! Die Gewerkschaften zerstören sich selbst, wenn sie solche Freunde des Kapitals in ihren Reihen dulden!

Zweitens muss mit der "Managerkultur" an der Spitze der Gewerkschaften Schluss sein! Es muss Schluss sein mit aufgeblähten Gehältern. Gewerkschaftsführer müssen nach dem Tarif bezahlt werden, den sie für Ihre Kolleginnen und Kollegen durchsetzen! Und an die Spitze von Gewerkschaften gehören keine Millionäre, sondern Kolleginnen und Kollegen!

Es wird Aufgabe aller Gewerkschaftsmitglieder sein, dafür einzutreten und zu sorgen, dass die Gewerkschaften ihnen gehören und nicht von irgendwelchen Millionären ruiniert werden.

dm

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